P. Platen, R. Woestmann, M. Krüger, H. Schulz, U.
Hartmann, U. Bartmus, V. Grabow, H. Heck
Arbeitsgruppe Regeneration, DSHS
Köln, Uni Bochum, Uni Dortmund, TU München
Nächtliche Herzfrequenz im Jahresverlauf bei Ausdauerathleten und deren
Beziehung zum absolvierten Training
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Fragestellung: In der bisherigen Sportpraxis
basiert die Steuerung des Regenerationsprozesses im wesentlichen auf der
subjektiven Einschätzung von Sportler/innen und Trainer/innen. Es ist
jedoch wünschenswert, den Regenerationsprozess anhand von objektiven
Indikatoren qualitativ und quantitativ beurteilen und somit optimieren
zu können. In der vorliegenden Untersuchung wurde versucht, mittels
mathematischer Methoden mögliche Interdependenzen recht einfach zu
erhebender Parameter des nächtlichen Herzfrequenzverhaltens mit
detaillierten Trainingsaufzeichnungen im Rahmen von Einzelfallanalysen
im Längsschnittverlauf aufzudecken.
Methodik: 2 Triathleten und ein
Radfahrer (TR1,2, R: Alter: 24-29 Jahre, p4: 3.8 – 4.7 Watt/kg) nahmen
an der Untersuchung teil. Registrierungen der nächtlichen Herzfrequenz
(Hf) sollten 2x/Woche in der Zeitspanne zwischen Okt. 1997 und Sep. 1998
(301 – 363 Tage) mit dem Messgerät Vantage NV der Fa. Polar, Finnland,
im 60s Aufzeichnungsmodus erfolgen. Probleme ergaben sich teilweise
durch Verrutschen des Gurtes. Die auswertbaren Hf-Aufzeichnungen wurden
durch Vorgabe einer oberen und unteren Hf-Grenze (90 min-1 /
30 min-1) gefiltert. Ermittelt wurden: die mittlere Hf (HfMW),
Standardabweichung (HfSD) und der Variationskoeffizient (HfVK). Die
Hard- und Software von Polar wurde ebenfalls zur Erhebung und
Dokumentation der Trainings- (TR-) Daten im gesamten
Untersuchungszeitraum eingesetzt. Erhoben wurden hierbei die Dauer in
den Einzeldisziplinen, die gesamte TR-Dauer und für das Radfahren und
Laufen ferner die jeweilige TR-Intensität (TRI) als Prozentsatz der
TR-Hf von der maximalen Hf (≥40, ≥50, ≥65, ≥75, ≥85, ≥90, ≥95% der Hfmax).
Es wurde versucht, allgemeine Beziehungen zwischen den Hf-Parametern und
den Trainingsdaten sowie exemplarisch zwischen Extremwerten/Ausreißern
der Hf-Daten und dem absolvierten Training anhand standardisierter
mathematischer Verfahren zu belegen. Um die zeitliche Dynamik des
Zusammenwirkens der Messgrößen zu erfassen, wurden die Werte der
TR-Variablen zu verschiedenen Zeitpunkten (Lags) bis zu 7 Tagen vor
Erhebung der Hf-Variablen berücksichtigt.
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HfMW
(min-1) |
HfSD
(min-1) |
HfVK
(%) |
TR1 |
MW |
46 |
5.1 |
11.1 |
n=69 |
Min |
39 |
1.2 |
2.8 |
|
Max |
63 |
13.0 |
23.4 |
|
Sd |
4.3 |
1.1 |
3.5 |
TR2 |
MW |
53 |
3.5 |
6.8 |
n=55 |
Min |
43 |
1.9 |
3.3 |
|
Max |
61 |
7.0 |
16.3 |
|
Sd |
4 |
0.8 |
1.8 |
R |
MW |
56 |
4.0 |
7.0 |
n=103 |
Min |
44 |
1.0 |
2.1 |
|
Max |
77 |
14.1 |
18.9 |
|
Sd |
6.5 |
1.8 |
2.6 |
Ergebnisse: TR-Umfänge,
-Inhalte und -Intensitäten variierten erwartungsgemäß deutlich im
Jahrestrainingszyklus. Die Gesamtumfänge betrugen im Mittel 108-114
min/Tag bei 190-276 TR-Tagen. Es fanden sich eine Vielzahl von Auto- und
Kreuzkorrelationen zwischen den einzelnen Trainingsmaßnahmen. Dies ließ
eine differenzierte Analyse der Effekte einzelner Intensitäten auf die
Hf-Variablen nicht sinnvoll erscheinen. Die Anzahl der auswertbaren
nächtlichen Hf-Messungen sowie die weiteren Kenndaten der Messungen sind
der nebenstehenden Tabelle zu entnehmen. Auch hier fanden sich große
inter- und intra-individuelle Variationen im Saisonverlauf. Einige
Extremwerte/Ausreißer der Hf-Parameter von TR1 und TR2, nicht jedoch
von R, ließen sich auf außergewöhnliche vorausgegangene
Trainingsbelastungen zurückführen. Unter Einbeziehung der unsummierten,
bis zu 7 Tagen voraus gegangenen TR-Umfänge konnten sich für TR1, TR2
und R nur sehr wenige, sowohl positive als auch negative, Zusammenhänge
zu den Hf-Parametern nachweisen lassen. Die Einbeziehung der summierten,
bis zu 7 Tagen voraus gegangenen TR-Umfänge ergab ebenfalls einige
wenige Zusammenhänge zu den Hf-Parametern für TR1 und TR2, nicht jedoch
für R.
Schlussfolgerung: Insgesamt
lässt sich festhalten, dass zwar einige Extremwerte und Ausreißer auf
hohe Trainingsbelastungen folgen, man kann jedoch nicht davon ausgehen,
dass ein hoher Trainingsumfang in jedem Fall außergewöhnliche Messwerte
der nächtlichen Hf-Variablen nach sich zieht, oder dass umgekehrt alle
diese Messwerte durch extreme Trainingsbelastungen verursacht wurden.
Anhand der Berechnung von Korrelationskoeffizienten wurden einige wenige
Interdependenzen zwischen TR-Daten und Parametern der nächtlichen Hf
aufgedeckt. Dies variierte sehr stark von Athlet zu Athlet, so dass für
weitere Untersuchungen sowie einen möglichen Einsatz in der TR-Praxis
eine individuelle Betrachtung erforderlich erscheint. Die Studie wurde
gefördert mit Mittels des BISP (VF 0408/01/03 A/97/98/99) |